Kurzbeschreibung

Das Wort Gentrifizierung beschreibt die Veränderung eines Stadtteiles über mehrere Jahre hinweg. Manchmal wird auch von Gentrifikation gesprochen, was dasselbe bedeutet. Im Wesentlichen startet der Prozess der Gentrifizierung in einem Kiez mit kleinteiliger Versorgungsstruktur und leistbarem Wohnraum, also günstigen Mieten. Die Entwicklung führt dann dazu, dass Mietpreise steigen, die dortigen Bewohner*innen sich die Miete nicht mehr leisten können und wegziehen müssen. Stattdessen siedeln sich Leute in dem Kiez an, die eine teure Wohnung bezahlen können. Das betrifft auch die Mietpreise für Läden und Gastronomie. Auch diese wird hochpreisiger und so verändert sich der Charakter des ganzen Kiezes.

Die Entwicklung

Gentrifizierung läuft meist ähnlich ab. In einem Stadtteil ist es allgemein bekannt, dass die Mietpreise günstig sind. Die Gründe dafür sind, dass beispielsweise die Häuser älter sind und in schlechterem baulichem Zustand wie in anderen Kiezen. Manchmal gelten diese Kieze auch als schäbig oder die Straßen und Parks sind verschmutzt. Andererseits sind sie auch attraktiv, weil viele unterschiedliche kleine Läden und typische Lokale angesiedelt sind. Meistens sind es Menschen aus der Kreativwirtschaft wie Künstler*innen, Schauspieler*innen oder Autor*innen sowie Studierende, denen diese Kieze gefallen und die wegen der leistbaren Mieten hinziehen.

Dadurch verändert sich das Bild der Nachbarschaft und es wollen immer mehr Leute in das Kiez ziehen, weil es sich zum „Szenequartier“ verwandelt. Das erzeugt öffentliche Aufmerksamkeit und lockt besserverdienende Menschen an, die jetzt auch dort leben wollen. Große Investoren nutzen die Chance und kaufen Häuser und Eigentumswohnungen zu günstigen Preisen. Nach ein paar Jahren können sie diese Immobilien dann wieder teuer verkaufen und damit Gewinn erzielen. Häuser und Wohnungen werden aufwendig renoviert, wodurch die Mieten steigen.

Auch Geschäftsflächen sind davon betroffen, wodurch plötzlich zahlreiche Cafés, Kneipen und hochpreisige Boutiquen den klassischen Supermarkt von nebenan ersetzen. Dieser Imagewandel kann sich anfangs positiv auf die Nachbarschaft auswirken, wenn beispielsweise Parks und Straßen öfter gereinigt werden und neue Kinderspielplätze entstehen. In Summe wird aber alles teurer und daher müssen die bisherigen Mieter*innen sich Wohnungen in anderen Kiezen suchen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können. Leute, die mehr Geld zur Verfügung haben ziehen danach in den Kiez. Oft sehen dann ganze Straßenzüge immer ähnlicher aus und man muss für Erledigungen des Alltags große Distanzen zurücklegen.

Maßnahmen gegen Gentrifizierung

Derzeit passiert in vielen Kiezen Gentrifizierung und das ist ein Problem. Die Stadtpolitik will dem entgegenwirken und hat deshalb Maßnahmen eingeführt, um Verdrängungen und steigende Mieten zu verhindern. In Berlin gibt es neben der Mietpreisebremse und dem Milieuschutz auch den Anfang 2020 eingeführten Mietendeckel. Ob diese Maßnahmen wirken, zeigt sich allerdings erst in den nächsten Jahren.

Gentrifizierung im Graefe-Kiez

Auch im Graefe-Kiez findet Gentrifizierung statt. Die zentrale Lage und die vielen Altbauwohnungen erzeugen ein urbanes Ambiente, das viele Menschen der Kultur- und Kreativszene anspricht. Die Nähe zu Parks, Wasser, Ausgehmöglichkeiten und die gastronomische Vielfalt passt sich dieser neuen Bewohnerschaft an. Mit aufwändigen Sanierungen begründen Vermieter*innen Mieterhöhungen, hoffen auf Auszüge, um neue Mietverträge an den steigenden Mietspiegel anzupassen. Heute reihen sich im Graefekiez Cafés neben Kneipen und Restaurants auch Geschäfte, die eine höherpreisige Kundschaft bedienen. Seit einigen Jahren kommen dadurch auch vermehrt Touristen, die den Kiez als authentisches Berlin-Erlebnis für sich entdecken. Manche sprechen dann nicht mehr nur von der Gentrifizierung, sondern schon von einer Touristifizierung des Graefekiezes.

Quelle: https://difu.de/nachricht/was-ist-eigentlich-gentrifizierung