Das Thema Verkehr wird immer präsenter in den Köpfen und Gedanken der Menschen. Es hat Überschneidungen mit wichtigen Themen wie Umweltbewusstsein, Gesundheit, Tourismus, Wirtschaft und Verdrängung. Der Wunsch nach sauberer Luft, der Reduktion von Schadstoffen und nach Ruhe, ohne permanenten Autolärm, wird immer dringlicher und nachdrücklicher. In einem Kiez, indem sich alle Menschen von klein bis groß wohl fühlen wollen, rücken auch die Fragen nach einem sicheren Schulweg, Barrierefreiheit auf dem Weg in den Supermarkt und die Möglichkeit, unverletzt mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, immer mehr in den Vordergrund.
Ein Beispiel aus dem Graefe-Kiez zeigt, welche Veränderungen Bürgerengagement hervorbringen kann: Im August 2019 eröffnete, initiiert durch verschiedene lokale Träger der Kinder-, Jugend- und Kiezarbeit und durchgesetzt auch mit Unterstützung des Bezirksamtes, die temporäre Spielstraße Böckhstraße. Was bedeutet „temporäre Spielstraße“? Jeden Mittwoch der Sommerzeit (April – September) von 14-18 Uhr ist die sonst befahrene Böckhstraße für Kraftfahrzeuge und Radfahrer*innen gesperrt, und Anwohner*innen stellen Straßensperren auf. Das primäre Ziel des Bündnisses ist es, mehr Freiraum für Kinder zu schaffen. Dies hat im Sommer 2019 bereits gut geklappt. So wurden Schokokuss-Weitwurf-Maschinen aufgestellt, mit Kreide gemalt, gebastelt und unter freiem Himmel auf der Straße zum Plaudern zusammen gesessen.
Um Anwohner*innen für das Thema Barrierefreiheit im Kiez zu sensibilisieren, ist z.B. die AG Barrierefreie Nachbarschaft unterwegs und organisiert u.a. Kiezspaziergänge/Berollungen, Flyeraktionen oder die Erarbeitung eines Kiez-Atlanten, in dem barrierefreie Orte im Kiez aufgelistet sind. Leider nehmen die Bewegungsflächen zum Beispiel für Menschen mit Rollstuhl aktuell immer mehr ab, die vielen kleinen Barrieren an einzelnen Orten überwiegen, z.B. zu hohe Bordsteinkanten oder lockere Gehwegplatten. Dies erfordert dringend eine Sensibilisierung und Veränderung, damit ALLE selbstständig ohne Hilfe die Straßen überqueren und am Verkehr teilnehmen können. Selbstständig bedeutet unter anderem, dass die Fußgänger*innenüberwege abgeschrägt sein müssen, die grünen Ampelphasen länger sind (die immer kürzer werdenden grünen Ampelphasen sind auch für Senior*innen ein großes Problem) und die Verkehrsteilnehmer*innen untereinander Rücksicht nehmen.
Nähere Informationen und Bilder zu der Gruppe sind auf folgender Website zu finden: http://barrierefreie-nachbarschaft.de/